Das Gedächtnis der Stadt ist eine Schatzkammer, bestehend aus ideellen und materiellen Schätzen. Museen, Archive, Bibliotheken, Sammlungen bewahren diese und halten sie in Gegenwart und Zukunft verfügbar. Die Pflege und diskursive Befragung der städtischen Gedenkkultur ist ein Fixpunkt der Stadtgesellschaft. Eine im weitgehenden gesellschaftlichen Konsens definierte Denkmalpflege bewahrt gebautes Erbe und macht es nutzbar für folgende Generationen. Ein lebendiges Gedächtnis der Stadt ist damit auch eine wesentliche Basis für Identität und Heimat ihrer Bürgerschaft, die es ihrerseits mit eigenen Erfahrungen und Erinnerungen bereichert. Prozesse und Entwicklungen wie das Wachsen der Großstädte, die zunehmende Diversität und Segmentierung der Stadtgesellschaften, Spannungen zwischen den Generationen, Globalisierung und Digitalisierung verlangen nach neuen Konzepten des Zugangs, der Erklärung und Vermittlung des materiellen und ideellen Erbes.
Darstellung, Präsentation und Vermittlung der Bauten, Objekte und Dokumente, die Auseinandersetzung mit ihnen und dem angesammelten Wissen über sie, ist Aufgabe einer lebendigen Kommune, die Zukunft – auch – aus den historischen Fundamenten entwickeln will. Dabei ist von durchaus sehr unterschiedlichen Erwartungen der Rezipienten auszugehen. Zwischen Erklärung suchenden, Kontext nachfragenden Interessierten und „einfach auf sich wirken“ lassenden Freunden der Kunst z.B. existieren die verschiedensten Wahrnehmungsmuster. In diesem Bereich stehen die kulturelle, aber auch die historische und politische Bildung vor ganz besonderen Herausforderungen. Schließlich geht es hier oft um nichts weniger als die Deutung von Geschichte und ihre Bedeutung für Gegenwart und Zukunft. Auch die Formen der Vermittlung sind permanent zu überprüfen und anzupassen. Neben der klassischen Führung, „analogen“ Mitmachangeboten usw. gewinnen alle möglichen Arten digitaler Vermittlung zunehmend an Bedeutung, die freilich nicht die direkte Auseinandersetzung mit dem gegenständlichen Objekt ersetzen können.
Denkmalschutz und Denkmalpflege stellen neben dem „Erscheinungsbild“ auch die materielle Substanz des „Gedächtnisses“ in den Mittelpunkt . Dabei haben sie die Aufgabe, Kulturdenkmale zu schützen, zu pflegen und zur wissenschaftlichen Erforschung beizutragen. Langfristig Erfolg versprechend, wird diese Aufgabe nur umzusetzen sein, wenn das Bewusstsein für den Wert des übernommenen Erbes erhalten und auch nachfolgenden Generationen vermittelt werden kann. Denkmale, Erinnerungsstätten, Friedhöfe, einzelne Grabstätten sind traditionell Orte des Gedenkens, des „offiziellen“ Gedächtnisses der Stadt. Einerseits im öffentlichen Raum gelegen, oft prominent platziert oder „im Vorbeigehen“ wahrnehmbar, andererseits meist nicht selbsterklärend und dabei oft „historisch aufgeladen“, stehen sie im Mittelpunkt auch politischen Interesses. Kulturelle, historische und politische Bildung haben hier einen permanenten Vermittlungsauftrag.
Das in Dresden traditionell verbreitete Engagement für das Erhalten und Bewahren kulturellen Erbes ist ein Beleg für die starke Identifikation mit der Stadt. Für solche Themen junge Menschen zu gewinnen, ist eine dringliche Aufgabe. Institutionen und Programme der kulturellen Bildung sollten neben der Wissensvermittlung auch das persönliche Engagement junger Menschen für das kulturelle Erbe wecken, attraktiv darstellen und fördern.
Ein modernes, widerspruchsoffenes Geschichtsbild, das auf kulturgeschichtliche Zusammenhänge orientiert, sollte Maßstab für eine anspruchsvolle Stadtgeschichtsschreibung – auch „von unten“ – sein. Die aktive Aneignung des kulturellen Erbes der Stadt und die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte müssen in diesem Sinn als Aufgaben der (städtischen) Kulturinstitutionen begriffen werden.